Lumopallien (Lichtbleichungen)

Lichtbleichungen
Das Verfahren besteht darin, farbiges Papier gezielt vom Sonnenlicht ausbleichen zu lassen; während  bestimmte Bereiche durch Abdeckung diesem Bleichprozess entzogen werden, schwindet die Farbe des Papiers an den offenen Stellen, so dass verschiedene Farbnuancen und Helligkeitswerte entstehen. (…)
Im Sinne der Wortbedeutung könnten diese gebleichten Bilder Fotografien genannt werden: Licht trifft auf ein Trägermaterial und hinterlässt in einem chemisch/physikalischen Prozess Spuren auf dessen Oberfläche. Da jedoch die immense Dauer der Belichtung und die manuelle Interaktion in diesem Verfahren eine große Rolle spielen und da keine Apparatur verwendet wird, führte diese Bezeichnung in die Irre. Die größte Verwandtschaft besteht wohl zum Fotogramm.
Die lange Belichtungszeit von mehreren Monaten wird in den Arbeiten sichtbar: eine Kontur verschwimmt oder erscheint mehrfach, zeitlich unterschiedlich spät abgedeckte Partien verschiedener Ausdehnung überschneiden sich in einer Art von Scheintransparenz, Übergänge der Helligkeitswerte der Bleichungen lassen feine Valeurs des Grundfarbtons erscheinen (…) Erinnerungen werden wachgerufen, etwa an entfärbte Buchrücken, an alte Briefumschläge, oder an die Spuren von nach Jahren von der Wand genommener Bilder, die die ursprüngliche Farbe der Wand bewahrt haben – Diese Lichtbleichungen machen also unweigerlich die Zeit und die Dauer sichtbar, ja die Sichtbarkeit von Dauer ist selbst Bestandteil dieser Bilder.